Sibylle Fendt

SEHR GEEHRTE FRAU K.

SEHR GEEHRTE FRAU K.
2011 – 2012
Flüchtling in Deutschland zu sein, das heißt hoffen und warten, bis eine Entscheidung gefallen ist. Monate, Jahre und sogar Jahrzehnte können vergehen, bis fest steht, ob man bleiben darf oder nicht. Schuld daran ist nicht immer die Behörde. Oft sind
es die Ankommenden selber, die das Asylverfahren in die Länge ziehen. Sie haben ihre Pässe vernichtet, weil man ihnen im Heimatland sagte, es werde so einfacher für sie. Doch einfach ist dieses Leben nicht. Sie haben Arbeitsverbot, werden in
Heimen untergebracht, dürfen sich nur in festgelegten Gebieten bewegen und bekommen staatliche Zuwendungen, die geringer
als die üblichen Sozialleistungen sind. Etwa 90.000 Menschen sind in Deutschland derzeit nur geduldet. Die Hälfte von ihnen
lebt seit mehr als zehn Jahren in dieser unklaren Situation. Sie können jederzeit einen Brief erhalten, in dem man sie über ihre Abschiebung informiert.
DEAR MS. K.
2011 – 2012
Being a refugee in Germany means hoping and waiting for a decision to be made. Months, years, and even decades might
pass before you’re sure if you will be permitted to stay or not. The fault does not always lie with the authorities. Often it is the immigrants themselves that drag out the asylum-seeking process. They have destroyed their passports, because at home someone has told them that that would make it easier for them. Yet, this life is not easy. They are not allowed to work, must live
in institutionalized homes, may only go to certain areas, and receive state assistance that is less than the usual amount. In
Germany right now, about ninety thousand people are only here upon sufferance. Half of them have lived for more than ten
years in this murky situation. At any time they might receive a letter informing them that they are being deported.

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